Im 16. Jahrhundert ging der Elefant Süleyman als königliches Geschenk auf eine beschwerliche Wanderung: von Ceylon nach Lissabon über Spanien und Italien nach Wien, wo er wegen falscher Haltung schließlich starb – „alone and the only of his kind“ –, seine Reise aber nicht endete. Animierte Bleistiftzeichnungen und einfühlsamer Voice-over offenbaren die Geschichte eines tragischen Helden und die historischen Spuren, die er hinterlassen hat. (Programmfolder on Tour Oktober 2019)
Ani Antonova erzählt mit ihrem dokumentarischen Animationsfilm The Outlander von der langen und beschwerlichen Reise des ersten Wiener Elefanten Süleyman: Im 16. Jahrhundert kam dieser zunächst von Ceylon nach Lissabon, um schließlich unter Maximilian II als lebendiges Herrschergeschenk auf eine monatelange Wanderung nach Wien geschickt zu werden. Über 5.000 von Hand auf Papier gezeichnete Bilder halten das Tier unaufhörlich in Bewegung und skizzieren den strapaziösen Weg über die Alpen, den der heranwachsende Süleyman – benannt nach dem Sultan des Osmanischen Reiches und Erzfeind der Habsburger – in Begleitung einer höfischen Entourage zurücklegte. Ani Antonova flicht historische Quellen ein und überführt damals angefertigte Abbildungen dieser außergewöhnlichen Prozession in ihren Film. „Überall, wo sie vorbeikamen, waren die Menschen aufgeregt sie zu sehen“, heißt es im Off-Text an einer Stelle, während nachgezeichnete Porträts, Fresken und animierte Münzmotive in zarten wie präzisen Strichen fließend ineinander übergehen und von der breiten Euphorie um den Exoten zeugen, dessen Zähmung die monarchische Wirkungsmacht unterstreichen sollte. The Outlander ist die traurige Migrationsgeschichte eines dickhäutigen Zuwanderers, der – weitergegeben von einem Herrscherhaus zum nächsten – unfreiwillig quer durch Europa reiste. Mit dieser fünfminütigen Bleistiftanimation übersetzt Ani Antonova einen Ausschnitt europäischer Vergangenheit feinsinnig in ein Denkstück unserer Gegenwart. (sixpackfilm, Jana Koch)
Regie/Drehbuch Ani Antonova
basierend auf der historischen Recherche von Dr. Annemarie Jordan Gschwend
Animation Ani Antonova, Dimiter Ovtcharov
Animation Supervisor Pedro Serrazina
Compositing Dimiter Ovtcharov
Sounddesign Valeria Popova
Produktion Omega Films (BG) in Kooperation mit St. Pölten University of Applied Sciences (AT) und Universidade Lusófona de Humanidades e Tecnologias (PT)
Vertrieb/Verleih sixpackfilm