Zwei Punkte definieren eine Gerade, zwei Geraden spannen eine Ebene auf, zwei Ebenen entfalten „einen“ Raum – so die einfach(st)e mathematisch-geometrische Definition von Raum. In accelerated lines~ von Manuel Knapp gibt es nun anfangs Momente der Ähnlichkeit und der Referenz hinsichtlich dieser Determinanten: Grundsätzlich beruht das Rendering zudem auf der Programmierung von Linien mit Beschleunigung, Gravitation und Reibung im leeren virtuellen Raum, somit noch Phänomenen des „Realraums“. Durch Überlagerungen der medialen Vorder- und Hintergrundlayer entstehen jedoch Bildoberflächen, die keinen referenziellen Bezug zum tri-axialen Raum bilden, vielmehr eine eigene Ästhetik, eine eigene Bild- Räumlichkeit reiner Visualität jenseits der Abbildung formulieren. Es sind unvorhersehbare piktorale Interferenzerscheinungen und das Überschreiten von Schwellenwerten, welche Knapp in dieser Arbeit zum Entwurf einer Räumlichkeit heranzieht. Bewegungsunschärfe – eine Programmfunktion zur Simulation von Bewegung – ein grundsätzlich kinematografisches Phänomen, das Knapp hinzufügend zur Animation der Linienformationen einsetzt, beschreibt zudem den Raumbegriff als vom Bild her und auf das Bild hin gedachte Kategorie. Eine Ästhetik der Komplexität: innerhalb einer Zone des permanenten Übergangs, des ständigen Entgleitens und Vergehens der grafischen Formationen entsteht ein „dynamisches System“, das nicht länger einer Idee von Ordnung und Einfachheit folgt. (David Komary)
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