Jessyca R. Hauser montiert intime Aufnahmen aus einem „Photo-Booth“-Archiv, Szenen der Einsamkeit und der Verzweiflung im Wechsel mit widerständiger Lebensfreude: Die Protagonistin weint, lacht, hört Musik, raucht, singt, telefoniert, weint wieder, tanzt – alles unter dem stummen Blick der Kamera, der sie sich wie einem vertrauten Gegenüber preisgibt, während die Musik als Stimmungsseismograf fungiert. Selbstbezüglichkeit als Phänomen des 21. Jahrhunderts, der Laptop als virtueller Spiegel zur Erprobung, Kontrolle und Korrektur von Selbstdarstellung. […] (Katalogtext Diagonale, Michelle Koch)
Das Programm PhotoBooth funktioniert wie ein digitaler Spiegel, man kann sich selbst während der Aufnahme am Screen beobachten. Der Blick in die Webcam kann also auch ein Blick auf die gerade entstehenden Bilder sein. Die Kamera wird zum Substitut für den/die Andere(n), ein ersehntes Gegenüber, ein anonymes Publikum. Situationen denen ein unmittelbares Gefühl zu Grunde lag wurden durch das Drücken des Record-Buttons verändert. Der Clip/die Performance hatte den Moment bereits umgeschrieben, die Montage überschrieb ihn komplett. Die Arbeit ist vielleicht autobiografisch, trotzdem werde ich im Schnitt zu “ihr”.
Die Montage reflektiert und seziert das entstandene Material: Was performe ich, woher kommen die Personas? Performe ich verschiedene Versionen von mir selbst? Kanalisiere ich mediale Versionen der “jungen, weißen Frau”? Sind die Bilder die ich produziere bereits kulturell überschrieben? Welche Charaktere habe ich internalisiert? (Jessyca R. Hauser)
Regie, Buch, Kamera, Schnitt Jessyca R. Hauser