Olena Newkryta| Fotografin. Startstipendiatin 2019 für künstlerische Fotografie
Porträts

Olena Newkryta| Fotografin. Startstipendiatin 2019 für künstlerische Fotografie

Januar 2021

Olena Newkryta, 1990 geboren, ist eine ukrainisch-österreichische Künstlerin, deren Arbeiten sich in den Bereichen Video, Fotografie und Installation bewegen. Sie studierte Fotografie am Institut für Bildende und Mediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. 2019 erhielt sie vom Kunstministerium das Startstipendium für künstlerische Fotografie. Als Fotografie-Startstipendiatin haben wir sie gebeten, für uns die aktuellen Startstipendiat*innen der Filmabteilung zu porträtieren. Und uns ein paar Fragen zu ihrer Arbeit zu beantworten.

Olena, hast du einen Fokus in deinen fotokünstlerischen Arbeiten?

In meiner interdisziplinären Praxis beschäftige ich mich mit der Produktion von kultureller Identität sowie sozialem Raum. Dabei erstrecken sich die poetischen Untersuchungen bestimmter Materialien und Räume über unterschiedliche Medien und nehmen je nach Arbeit andere Formen an. Interessiert an kollektiven Beziehungsstrukturen und Schaffensprozessen, konstruiere ich in meinen fotografischen Bildern und Installationen Momente der Kollaboration oder Komplizenschaft durch das lichtempfindliche Material selbst. Indem sich die Betrachtenden in meine prozesshaften Arbeiten einschreiben, Spuren hinterlassen oder Bilder zum Verschwinden bringen, werden sie – gewollt oder nicht – zu Ko-Produzierenden eines kollektiv erzeugten Bildes.

Du hast als Setting für die Fotostrecke der Startstipendiat*innen einen wilden Innenhof gewählt und sie gebeten, ein Objekt mitzunehmen. Was sind die Ideen dahinter?

Diesen wilden Innenhof mitten im 7. Bezirk in Wien mag ich sehr gerne. Er grenzt an die Räumlichkeiten der Galerie Raum mit Licht an, mit welcher ich bereits einige Jahre zusammenarbeite, und ist, vor allem im Sommer, ein schöner Zufluchtsort. Ich habe also einen Ort gewählt, der auch mit meiner künstlerischen Arbeit verbunden ist und die Stipendiat*innen gebeten, ein Objekt mitzubringen, das etwas mit ihrem filmischen Schaffen zu tun hat. Die Gegenstände wurden ebenfalls fotografiert und sollen in der Fotostrecke, als eine Art Bindeglied, eine Brücke zwischen den Filmermacher*innen und ihren Arbeiten schlagen. Beim Shooting selbst fand ich diese persönlichen Objekte ebenfalls durchaus hilfreich, da sie die Begegnung mit der Person gegenüber der Kamera erleichterten.

Welches Foto aus deiner bisherigen Werksliste würdest du als beispielhaft für dein Schaffen auswählen, und warum?

Das Bild zeigt eine Detailaufnahme der prozesshaften, fotografischen Arbeit Gestures of Collectivity, in der sich viele der vorhin genannten Aspekte meiner Arbeitsweise widerspiegeln. Die Installation besteht aus einem auf einer Tischplatte ausgebreiteten lichtempfindlichen Stück Fotopapier und einem schwarzen (Einstell-)Tuch, welches das Papier vor Lichteinwirkung schützt. Über die Dauer der Präsentation entsteht im Ausstellungsraum durch Gesten der Betrachtenden ein fotografischer Abdruck dieses Stoffes, der immer wieder bewegt und neu positioniert wird. Die Arbeit ist ein gutes Beispiel für meinen konzeptuellen Umgang mit dem fotografischen Material, das die kollektive Einschreibung in ein abstraktes, sich stets veränderndes Bild ermöglicht.

Gestures of Collectivity
Fotografische Installation, lichtempfindliches Fotopapier, Einstelltuch, 90 x 150 cm, 2019
Webseite: www.olenanewkryta.com

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