Die #metoo-Debatte rüttelte im Sommer 2022 über Social-Media-Postings von Filmemacherin Katharina Mückstein auch die heimische Branche wach. Hunderte (auch junge) Filmemacher*innen meldeten Missstände und tauschten Erfahrungen, die sie an ihrem Arbeitsplatz oder auch in ihrer Ausbildung machen mussten. Auch die Filmakademie Wien stand im Fokus der Kritik. Das Österreichische Filminstitut hat in Folge die Einhaltung des Code of Ethics als nun verpflichtenden Bestandteil des Fördervertrages aufgenommen. Zuletzt löste Kritik an den Drehbedingungen bei Ulrich Seidls Film Sparta eine heftige Diskussion aus, welche Hierarchien und Verhaltensweisen an Sets akzeptabel sind. Auch junge Filmkreative waren am Dreh anwesend und beteiligt.
Es ist Konsens und zwingend, dass Filmemachen in Österreich eine strukturelle Veränderung braucht, damit alle Beteiligten Arbeitsverhältnisse vorfinden, in denen Diskriminierung, Übergriffe, Ausbeutung und Missbrauch keinen Platz haben.
Viele Anlaufstellen sind euch wohl schon bekannt — wir möchten hier nochmals zwei listen, die sich dezidiert an im Kultur-/Kunstbereich Tätige richten und auch von jungen Filmemacher*innen in Anspruch genommen werden können und sollen. Kostenlos und anonym.
Hier findet ihr Rat bei Fragen, Unklarheiten und negativen Erfahrungen:
#we_do
https://we-do.filmschaffende.at
Bereits 2019 vom Dachverband der Filmschaffenden eingerichtete Anlauf- und Beratungsstelle gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung, Machtmissbrauch, sexuelle Übergriffe und Verletzungen im Arbeitsrecht — für alle, die in der österreichischen Film- und Fernsehbranche tätig sind. Die Stelle dokumentiert Vorfälle, branchenexterne Expert*innen geben Beratung und Führungskräfte können sich über Präventionsmaßnahmen und Regelungen informieren.
vera*
https://vera-vertrauensstelle.at
Vom BMKÖS — Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport im Herbst 2022 eingesetzte Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport. Sie wird von zwei unabhängigen Vereinen betreut. Die Mitarbeiter*innen der Stelle sind geschult in Gesprächsführung, Krisenmanagement, Case Management und (auch rechtliche) Beratung.
FC Gloria – Frauen Vernetzung Film
https://www.fc-gloria.at
FC Gloria ist keine Beratungsstelle, sondern Netzwerk-Initiative, die im Sommer beschlossen hatte, ihre Tätigkeiten (wie bisher) auf nachhaltige Veränderungen der vorherrschenden Strukturen zu konzentrieren. Ziele hinsichtlich der #metoo-Debatte sind eine stärkere Vernetzung von Filmemacher*innen, Förderinstitutionen und Beratungsstellen, um gemeinsame Lösungen zu finden, juristische Interventionen, die ausgebaut werden sollen, um Betroffene finanziell und juristisch zu unterstützen, und Diskussionssalons im Herbst 2022.