Philipp Fleischmann ist Filmemacher und Leiter der Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film. Dieser Text wurde als 5-Minuten-Intervention beim Cinema Next Breakfast Club – Breakfast #2: Cinema Futures. Das Analoge und Digitale in der Gegenwart – auf der Diagonale 2017 vorgetragen.
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Ich glaube zunächst als Filmemacher an die Eigenständigkeit des Mediums Analoger Film.
Ich glaube an die noch nicht entdeckten und formulierten Möglichkeiten mit Film und – ganz essentiell – der analogen Filmprojektion.
Warum der kontinuierliche Fokus auf das analoge Filmschaffen an der „Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film“?
Ich bin es gewohnt, dass man der Schule diese Frage stellt, und könnte versuchen, diese mit voller Leidenschaft zu beantworten. Erlauben Sie mir jedoch für einen kurzen Moment, diese Frage weiterzugeben. Und zwar an all jene Menschen, die für sich diese wunderbare Idee, Filmemacher_in zu werden, entdeckt haben. Man muss schlussendlich als angehende_r Filmemacher_in für sich selbst entscheiden, OB und WIE man sich der Vielfalt der Bewegtbildmedien annähern möchte.
An der Schule für unabhängigen Film gehen wir davon aus, dass sich das, was wir Filmsprache und Filmgeschichte nennen, IMMER in Auseinandersetzung mit dem Medium selbst und dessen KONKRETEN Material entwickelt hat. Besondere Bewunderung schenken wir jenen Formen des Films, die dies in besonders vehementer und zutiefst persönlicher Art und Weise gemacht haben und weiterhin machen. Die historischen Bewegungen des Avantgardefilms sowie das aktuelle unabhängige Filmschaffen.
Es ist meine Überzeugung, dass das eigene Kennenlernen und Arbeiten mit Film als Film unumgänglich ist, um sich den „Bewegten Bildern“, ihrem Wesen und ihrer Geschichte ERNSTHAFT anzunähern.
Erst durch das selbstständige Tun und Werken mit analogen Filmstreifen lassen sich die historischen Errungenschaften und Konventionsbrüche der Avantgarde tatsächlich nachvollziehen UND – wie ich meine – weiterdenken.
Eine große Widerständigkeit ist im Medium selbst angelegt.
Der analoge Film scheint so ganz und gar nicht zu unserem aktuellen Umgang mit Medien und Bildern zu passen.
Die gefilmten Bilder sind nicht umgehend sichtbar. Sie sind nicht umgehend teilbar. Sie sind nicht umgehend bewertbar. Sie sind rar und teuer.
Um analoge Filme sehen zu können, benötigt es eine physische Teilnahme an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit.
(…, man kann eben doch nicht alles mit einem Click zu sich holen.)
Diese Widerständigkeit im Medium hat nicht nur ein enormes künstlerisches und kritisches Potential.
Der analoge Film selbst ist dadurch auch einer der besten Kunstlehrer.
Er verlangt Behutsamkeit, Sorgfalt, Konzentration und Sparsamkeit.
All dies gepaart mit dieser unglaublichen Entdeckungslust am Prozess des Bilder-Erschaffens.
Aus diesen Überzeugungen wird an der Schule seit über 10 Jahren Film anhand der analogen Medien unterrichtet.
Und wenn man den Fokus für einen kurzen Moment rein auf das Tun selbst lenkt, so bemerkt man im Kleinen etwas Wunderbares.
Die Studierenden drehen ihre Filme selbstständig, entwickeln diese selbstständig, projizieren diese selbstständig.
Jahr für Jahr. Es wird selbstverständlich, dass mit Super-8 oder 16mm Film gearbeitet wird.
Genau so soll es auch in Zukunft sein.