Die Arbeiterkammer Salzburg sucht und prämiert auch 2017 wieder einen Film, der sich auf besondere Weise mit dem Thema Arbeit beschäftigt. Die für diesen Förderpreis nominierten Filme werden in den Programmfoldern unserer Filmnächte (im Mai und Oktober) speziell gekennzeichnet.
Die Jury, bestehend aus Michael Bilic (ehem. Geschäftsführer Das Kino Salzburg), Till Fuhrmeister (Fachbereichsleiter Film/MMA, FH Salzburg), Renate Wurm (Geschäftsführerin Das Kino) sowie Vertreterinnen der AK Salzburg, Cornelia Schmidjell (Direktor-Stellvertreterin) und Hilla Lindhuber (Leiterin der Abteilung Bildung, Jugend und Kultur), vergibt am 17. Oktober 2017 im Rahmen der Filmnacht in Salzburg den mit 1.000 Euro dotierten Förderpreis.
Der Preisträgerfilm wird im Rahmen der Filmnacht Salzburg gezeigt.
Die nominierten Filme 2017:
1637ºC, von Mareike Müller, 2016, 14 min
Axel, von Alexander Gratzer, 2017, 4 min
Die Zukunft wartet nicht, von Elisabeth Innerwinkler & Carla Zamora, 2016, 48 min
MATHIAS, von Clara Stern, 2017, 30 min
Nach Saison, von Raphaela Schmid, 2016, 7 min
Venus & Periphery, von Josephine Ahnelt, 2016, 21 min
Der Förderpreis geht an: “Nach Saison”. Jurybegründung:
“Die Jury hat sich entschieden, den Arbeitswelten Förderpreis der Arbeiterkammer Salzburg dem Film NACH SAISON von Raphaela Schmid zuzuerkennen.
Dem Film hat beeindruckt, weil er zum behandelten Thema eine künstlerische Form wählt, die inhaltlich und formal zu diesem Thema passt, diesem entspricht und dieses noch verdeutlicht.
Die Menschen, um die es geht, bleiben als Bild oder im Bild anonym, umso mehr berühren die Stimmen, gesprochenen Worte und Erzählungen. Dazu werden Bilder gewählt, die das Umfeld in dem diese Arbeit stattfindet beleuchten. Es sind Bilder, die dem Zuseher Eindrücke vermitteln und die er mit dem Ton, den gesprochenen Worten zusammenfügen muss. Der Zuseher ist aufgefordert, die Klammer zwischen Bild und gesprochenem Wort zu schließen.
Dadurch, dass der Film die Personen nicht ins Bild setzt, sondern nur ihre Stimmen hören lässt, gewinnen diese an Eindringlichkeit. Die Überlegung, die Personen nicht zu zeigen, entspricht dem Thema einer Arbeitswelt, einer entpersönlichten Arbeit, in der die Protagonisten zu ent-individualisierten Werkzeugen einer anonymen Arbeit werden.
Unsere Gesellschaft, Wir, haben ein System, Arbeitssituationen entwickelt – das verdeutlicht dieser Film – die den Menschen nicht mehr als Person benötigt, sondern als austauschbare Ware einer Arbeit, in der die Person der hier arbeitenden Menschen keine Rolle mehr spielt. Das für diese Arbeit bezahlte
Geld dient als Hoffnung für ein „besseres“ Leben nach der Arbeit.
So gesehen hat der Film einen fast philosophischen Ansatz: Leben wir um zu arbeiten oder arbeiten wir um zu leben, oder leben wir auch während wir arbeiten? Wie viel „Leben“ lässt diese Arbeit zu, oder ist diese nur ein für die Existenz erforderliches „Überleben“? Menschen müssen hier sich und viele ihrer Bedürfnisse offensichtlich „vergessen“, um ihre Existenz zu sichern.
Der Film verdeutlicht auch, wie sehr die Art einer Arbeit sich atmosphärisch, persönlich und existentiell auswirkt. Dem Film gelingt in kurzer Zeit die Darstellung eines Mikrokosmos, in der Arbeit zu einer entwürdigenden Lebensquelle verkommt.”