Die Idee des filmischen Tagebuchs hat Tradition. Sie reicht schon zurück zu Figuren wie Jonas Mekas und Anne Charlotte Robertson. Mit immer kleineren, billigeren Digitalkameras ergeben sich im 21. Jahrhundert neue Möglichkeiten für das Genre. Während wir mit dem filmischen Tagebuch oftmals Elemente wie ein Voice-Over oder eine Art literarische Qualität in Verbindung bringen, funktionieren die hier präsentierten Filme in der Hinsicht anders: Sie verzichten auf erklärende und reflektierende Stimmen aus dem Off. Die Reflexion über das Gesehene und Gefilmte findet schon in der Montage statt. Manche dieser Filme sind dabei wie ein einzelner Tagebucheintrag, andere wie Passagen und Auszüge aus einem Tagebuch. Was für Filme entstehen dabei? Es sind unmittelbare, direkte, persönliche Filme.
In Haben Sie Interesse an einem Film zum Thema Shopping? filmt Jan Soldat unmittelbar eine kurze Begegnung in einem Kaufhaus. Un(nah)bar von Luana Carp ist einer der Filme, die im Lockdown entstanden sind und versuchen, das seltsame Lebensgefühle dieser noch allzu nahen Vergangenheit einzufangen und zu reflektieren. Auch Spring Will Not Be Televised von Michael Heindl setzt sich filmisch mit diesem Lockdown auseinander, richtet den Blick aber nach außen durch die Fenster anderer. Delivery Boy Blues von Willy vvvv fängt Wien aus der Perspektive eines Fahrradboten ein und gibt dabei sowohl Einblicke in die schwierigen Arbeitsverhältnisse des Berufs sowie in eine persönliche Krise. Schließlich richtet Sie möchte, dass er geht, sie möchte, dass er bleibt von Viki Kühn die Kamera auf intime Momente einer schwierigen menschlichen Beziehung, die durch psychische Krankheit gefährdet wird.
Im Anschluss: Gespräch mit den Filmemacher*innen.
Durch den Abend führt Filmemacher Sebastian Bobik, der auch das Programm zusammengestellt hat.
Eintritt frei! First come, first served.